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Solidarität: Sollen den Gesten Taten folgen? Eine Umfrage von MEHR FARBE.

(Die Umfrage ist beendet, die Resultate sind hier einsehbar.)

 

Hintergrund unserer Umfrage 

Von Marek Rabe (siehe seinen Leserbrief unten) wurde die Idee an uns herangetragen, die Stadt Rheinfelden solle leerstehende Wohnungen der vor einem Jahr fertiggestellten Überbauung «Furnierwerk» anmieten, um darin flüchtende Familien aus der Ukraine unterzubringen. Aus den Berichten meiner Angestellten und Geschäftspartner in Polen, Moldawien und Rumänien weiss ich von der bespiellosen Unterstützung, die den ukrainischen Familien in jenen Ländern zuteilwird, und dass die dortigen Behörden und freiwilligen Helfer aufgrund des anhaltenden Flüchtlingsstroms an ihre Belastungsgrenze stossen. Ungenutzter, einzugsbereiter Wohnraum ist angesichts der Notsituation in der Tat ein Luxus, über den wir uns als Gesellschaft fragen sollten, ob wir ihn uns leisten wollen. Nachdem die Stadt ihre Solidarität mit dem gebeutelten ukrainischen Volk durch die Symbolik der Fahnen und mit einer kleinen Spende Ausdruck verliehen hat, erscheint uns das Argument legitim, der Gestik müssten nun auch aussergewöhnliche Taten folgen.
Ein finanzielles Engagement zur Bereitstellung von Wohnraum würde jedoch Steuermittel verzehren. Fremde Menschen aus dem kommunalen Steuertopf zu unterstützen, mag nun nicht zwingend in jedermanns Wertesystem zuoberst stehen. Aus Sicht unseres Vereins sollte Rabes Vorschlag daher der Bevölkerung vorgelegt werden, damit eine Diskussion darüber stattfinden kann. Dabei erachten wir es als wichtig, dass ergebnisoffen diskutiert wird, damit sich jede Einwohnerin und jeder Einwohner selbst die Frage stellen kann, ob die Unterstützung flüchtender Menschen aus Osteuropa zu ihren persönlichen Prioritäten gehört, und ob sie einen Teil ihrer Steuern dafür aufwenden wollen. Der Verein «Mehr Farbe» führt daher eine Umfrage durch, die erlaubt, anonym ein Votum abzugeben und dieses auch zu begründen. Wir laden alle Bewohner von Rheinfelden ein, sich daran zu beteiligen und ihre Überlegungen – sei es pro oder kontra – darzulegen.

Michael Derrer, Verein Mehr Farbe für Rheinfelden, 24.3.2022

 

Leserbrief von Marek Rabe, Rheinfelden: Proaktiv handeln in einer aussergewöhnlichen Situation

Wir alle sehen jeden Tag fassungslos die Bilder aus dem Krieg in der Ukraine. Endlos ist das Leid der Menschen vor Ort und auf der Flucht. Frauen werden mit ihren Kindern dazu gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, um zu überleben. Sie lassen alles zurück, um ihr Leben und das ihrer Kinder zu retten. Wir haben es bereits jetzt mit der grössten Flüchtlingswelle seit dem zweiten Weltkrieg in Europa zu tun. Die Zahlen werden jeden Tag nach oben korrigiert. Schon jetzt werden über 10 Mio. Menschen auf der Flucht in Europa erwartet. Sie brauchen sofort unsere aktive Unterstützung! Unsere Aufgabe ist es, eine möglichst grosse Anzahl an Flüchtlingen unter den bestmöglichen Bedingungen aufzunehmen. Viele Private stellen Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung und nehmen geflüchtete Mütter mit ihren Kindern auf. Doch wenige verfügen über die erforderlichen freien Ressourcen zur längeren Beherbergung. Im jüngst neu errichteten Furnierwerk-Quartier an der Fassbindstrasse stehen seit über einem Jahr dutzende leere Wohnungen frei. Nach meinen Recherchen könnten dort bis zu 100 Frauen und Kinder in kleinen Wohngruppen unter optimalen Bedingungen Zuflucht finden. Das Anmieten der Wohnungen für diese 100 Menschen würde gemäss meiner groben Schätzung weniger als 2 CHF pro Einwohner Rheinfeldens im Monat für die Dauer der Unterbringung kosten. Unsere Stadt besitzt die Wohnflächen wie auch die finanziellen Mittel für die Hilfe in einer aussergewöhnlichen Situation. Wir, die jeden Tag unsere Solidarität mit der Ukraine bekunden, sollten in unserer Stadt proaktiv ein solches Projekt angehen.

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