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Wie bringen wir Farbe zurück ins Leben von Tony Maroni?

Wir erinnern uns an den sympathischen jungen Mann mit dem gewinnenden Lächeln, der im vergangenen Winter bei eisiger Kälte vor dem Storchennestturm Passanten zu seinen knusprigen Maroni einlud. Im August führten wir mit dem 21-jährigen Jungunternehmer ein Video-Interview über die Erfahrungen der Selbständigkeit und die unerwarteten Hürden für seine Pläne. Vor zwei Tagen bat er uns zu sich ins Spital, wo er sich von den Folgen eines schweren Arbeitsunfalls erholt, der ihn fast das Leben gekostet hätte.

Die Pechsträhne, von der Tony Maroni im laufenden Jahr heimgesucht wird, will nicht enden. Dem Fahrzeug, das er mit Unterstützung der Eltern für viel Geld erworben hatte, versagten die Rheinfelder Stadtbehörden den Standplatz, den Strom- und Wasseranschluss. Um seine Schulden zu begleichen, nimmt er eine Arbeit auf einer Baustelle an. Dort passiert am 28. September die Tragödie: Im Keller, in dem er arbeitet, gerät Baumaterial in Brand und entzündet seine Kleider. Minutenlang rennt er lichterloh brennend umher und sucht nach Hilfe. Nachdem es ihm schliesslich gelingt, seine Kleider auszuziehen, findet ihn ein Arbeitskollege und ruft den Notfall. Der Rettungshelikopter bringt ihn für Notoperationen ins Spital. Sechs Wochen lang wird er im künstlichen Koma gehalten, denn die Schmerzen der Hautverpflanzungen wären ansonsten nicht zum Aushalten. Heute ist er ausser Lebensgefahr. Ob seine Arme und Beine je die volle Beweglichkeit zurückerhalten, ist ungewiss.

Im Spital angekommen, beobachten wir tief gerührt: Das grösste Anliegen des schwer verletzten jungen Mannes ist es, seinen Kunden zu erklären, warum sie dieses Jahr vergebens auf ihn warten.

In einer idealen Welt hätte Rheinfelden Tony Maroni von Anfang an unterstützt, um seine unternehmerische Energie dorthin zu lenken, wo er sich realisieren kann. Man hätte ihm geholfen, eine Lösung für sein Fahrzeug zu finden, die den behördlichen Vorgaben entspricht. Im real existierenden Rheinfelden erhielt sein Antrag für einen Standplatz eine kalte Absage. Nur deswegen musste er auf der Baustelle arbeiten.

Nein, ich behaupte nicht, dass es einen direkten Kausalzusammenhang zwischen dem Entscheid der Behörden und seinem tragischen Unfall gibt. Einen Zusammenhang gibt es aber. Für den Betroffenen ist die Ereigniskette real. Tragödien sind immer fatale Verknüpfungen von schlechten Entscheiden und verhängnisvollen Zufällen.

Vor vier Monaten zeigten wir in einem Interview mit Tony Maroni auf unserem Youtube-Kanal seinen Antrag an die Behörden, der ansprechend und recht professionell gestaltet war. Wir versuchten damals, die Aufmerksamkeit auf die Probleme zu ziehen, mit denen er nach Erhalt der Absage zu kämpfen hat. Damals reagierte niemand. Erst jetzt, nach dem Unfall, wurde ihm eine breite Aufmerksamkeit zuteil. Die Frage lautet: Warum brauchte es zunächst einen solchen tragischen Vorfall?

Im Spital denkt Tony Maroni an die Menschen in Rheinfelden. Denken die Menschen in Rheinfelden auch an ihn?

Tony Maroni ist für uns zu einem Symbol geworden: Wenn wir die Energie der sogenannt kleinen Leute mehr schätzen und fördern, wird unsere ganze Gesellschaft davon profitieren. Daher wünschen wir uns, dass 22-Jährige, wenn er in einigen Monaten aus der Klinik zurückkehrt, aktive Unterstützung erhält, in der Suche nach Wegen zum Aufbau seiner Selbständigkeit. Geben wir Tony eine Chance. Geben wir uns allen eine Chance.

Michael Derrer, Verein Mehr Farbe für Rheinfelden

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